Vigdís Finnbogadóttir hat sich nach dem Ende ihrer Präsidentschaft besonders für kulturelle Themen engagiert. Mit großem Einsatz arbeitete sie daran, Sprachen, Forschung und Kultur nicht nur im eigenen Land, sondern auch auf internationaler Ebene zu fördern. Unermüdlich hat sie darauf hingewiesen, wie wichtig Sprachen und Sprachenkenntnissen für eine konstruktive Beziehungen zwischen den Völkern dieser Welt sind und wie wichtig sie auch dafür sind, dass Unternehmen und Einzelne vor dem Hintergrund einer zunehmenden Globalisierung erfolgreich sein und Chancen wahrnehmen können. Dazu legte sie stets großen Wert auf die Bedeutung von Sprachen und einer multikulturellen Gesellschaft für das kulturelle Erbe der Menschheit. Aus diesem Grund hat sie viele Projekte unterstützt, war an der Veröffentlichung unzähliger Bücher beteiligt und hat Reden auf Konferenzen, Ausstellungen und anderen Veranstaltungen auf der ganzen Welt gehalten.
Vigdís Finnbogadóttir hat den Menschen stets ans Herz gelegt, die eigene Muttersprache zu pflegen, gleichzeitig aber auch Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben und die Kulturen anderer Völker kennen zu lernen, denn es sind die Sprachen, die Völker und Menschen miteinander verbinden und deren Horizont erweitern. Das Erlernen fremder Sprachen fördert Toleranz und friedliches Miteinander, wodurch am Ende auch die Demokratie selbst unterstützt wird. Und niemand hat diese Kernaussage wohl treffender formuliert als sie selbst: „Sprachen sind der Schlüssel zur Welt“.
Seit dem Jahre 1999 ist Vigdís Finnbogadóttir UNESCO-Botschafterin für die Förderung sprachlicher Vielfalt und ist damit deren erste und bisher einzige Fürsprecherin der Sprachen. Ihre Rolle als UNESCO-Botschafterin besteht darin, die Bedeutung der Sprachen für die kulturelle Vielfalt öffentlich zu betonen und auch für den Schutz von Sprachen zu sorgen, die vom Aussterben bedroht sind.
Weltbotschafterin der Theaterkunst
Im Jahre 2008 wurde Vigdís Finnbogadóttir auf dem Forum des Internationalen Theaterinstituts ITI in der spanischen Hauptstadt Madrid zur Weltbotschafterin des Theaters gewählt. Das Internationale Theaterinstitut untersteht der UNESCO.
Vigdís Finnbogadóttir ist Ehrenmitglied des Nordischen Schauspielrates (Nordisk Skuespillerråd) und erhielt im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Kopenhagen im Jahre 1996 dessen Ehrenmaske.
Vigdís Finnbogadóttir erhielt für ihr herausragendes Lebenswerk im Dienste von Kultur und Kunst im Jahre 2006 auch den Ehrenpreis des Isländischen Theaterverbandes.
Das Vigdís Finnbogadóttir-Institut für Fremdsprachen
Im Jahre 2001 nahm Vigdís Finnbogadóttir das Gesuch der Universität Islands an, das Institut für Fremdsprachen der Universität nach ihr zu benennen. Die Einrichtung sollte Forschung und Lehre fremder Sprachen fördern und mehr Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Sprachkenntnissen und interkulturellen Kompetenzen auf allen Gebieten lenken. Mit dieser Namensänderung wollte die Universität Islands den wichtigen Beitrag von Vigdís Finnbogadóttir auf dem Gebiet von Sprache und Kultur in Island ehren und die Pionierarbeit, die sie als UNESCO-Botschafterin für die Förderung sprachlicher Vielfalt im Dienste der Sprachen auf internationaler Ebene geleistet hat, in den Vordergrund stellen.
Durch die gezielte Arbeit des Instituts und den unschätzbaren Beitrag von Vigdís Finnbogadóttir ist es gelungen, dieses Forschungsgebiet der Universität Islands enorm zu stärken. Vigdís Finnbogadóttir selbst nimmt oft direkt daran teil, das Institut und dessen künftige Projekte im In- und Ausland vorzustellen. Außerdem hat man die Kooperation mit ausländischen universitären Einrichtungen aufgenommen und die Unterstützung ausländischer Kultur- und Wissenschaftsfonds für Forschungs- und Entwicklungsprojekte gewinnen können. Neben der Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten hat das Institut eine Vielzahl internationaler Konferenzen, Workshops und Vorlesungsreihen veranstaltet.
Der Vorstand des Instituts hat gemeinsam mit Vigdís Finnbogadóttir unermüdlich daran gearbeitet, hier in Island unter der Schirmherrschaft des Instituts ein internationales Sprachenzentrum einzurichten. Zu den Aufgaben dieses Zentrums soll die verstärkte Unterstützung der Forschung auf dem Gebiet von Sprachen und interkultureller Kommunikation sowie die Unterstreichung der Bedeutung von Sprachen für gute und erfolgreiche Kommunikation und kulturelle Vielfalt zählen. Außerdem soll das Zentrum mit Hilfe moderner Computertechnik seinen Besuchern Sprache und Kultur auf lebendige und kreative Weise näherbringen. Im Frühjahr 2013 wurde ein Vertrag zwischen der isländischen Regierung und der UNESCO über das Internationale Sprachenzentrum unterzeichnet. Dieser Vertrag bedeutet, dass das Zentrum durch die UNESCO zertifiziert ist. Der Name des Zentrums wird Vigdís-Finnbogadóttir-Institut – Zentrum für Sprachen und Kulturen lauten.
Kurz nach der Gründung des Vigdís Finnbogadóttir-Instituts wurde auch eine Initiative zur Finanzierung eines Gebäudes für die zukünftige Arbeit der Einrichtung aufgenommen. Diese Initiative war außerordentlich erfolgreich und eine Vielzahl in- und ausländischer Unternehmen, Verbände und Fonds haben das Projekt unterstützt, darunter auch der isländische Staat sowie die Stadt Reykjavik. Der größte Einzelbetrag bestand aus einem Beitrag von 210 Millionen Kronen (ca. 1,5 Millionen Euro) durch den dänischen Fonds A. P. Møller og Hustru Chastine Mc-Kinney Møllers Fond til almene Formaal.
Im Herbst 2014 wurde der Spatenstich für das Gebäude vorgenommen, das gegen Ende 2016 fertiggestellt sein soll.
Im Jahre 2003 wurde die Stiftung des Vigdís Finnbogadóttir-Instituts ins Leben gerufen. Ziel dieser Stiftung ist es, die Arbeit des Instituts zu unterstützen und dessen Wachstum und Weiterentwicklung zu fördern.
Norðurbryggja
Am Christianshavn in Kopenhagen steht ein in den Jahren 1766-67 errichtetes 7000-m2 großes Lagerhaus. Zwei Jahrhunderte lange diente es als lebhaftes Handelszentrum für die Färöer Inseln, die Finnmark in Norwegen, Island und nicht zuletzt Grönland. Dort wurden Stockfisch, eingesalzener Hering, Waltran und Häute an Land gebracht und wertvolle Ladung gelagert, bevor diese in Richtung Süden verladen wurde. Hier hatten auch die Menschen nach der langen Reise über den Nordatlantik erstmals wieder festen Boden unter den Füßen.
Als dieses historisch bedeutsame Gebäude auf dem freien Markt verkauft werden sollte, wandte man sich Hilfe suchend an Vigdís Finnbogadóttir. Unter ihrer Leitung wurde ein Komitee zur Rettung des alten Lagerhauses gebildet. Zusammen mit ihren engagierten Mitstreitern argumentierte Vigdís Finnbogadóttir, dass die gemeinsame Geschichte dieser Völker und deren Verbindung zu diesem historisch bedeutsamen Haus so viel mehr wert sind als der Verkaufswert eines Grundstücks, und so gelang es, die dänische, färöische, grönländische und isländische Regierung für die Rettung von Norðurbryggja zu gewinnen. Neben finanziellen Beiträgen der dänischen und isländischen Regierung sowie der autonomen Regierungen der Färöer Inseln und Grönlands half hier vor allem ein großzügiges Geschenk aus dem dänischen Fonds A. P. Møller og Hustru Chastine Mc-Kinney Møllers Fond til almene Formaal.
Nun steht das Kulturzentrum Norðurbryggja an einem der schönsten Plätze der Stadt direkt am Meer.